Die Stunde der Wahrheit

SCHÖMBERG. Die lange Geschichte um das Schömberger Wellenbad hat bald ein Ende. Am Dienstag entscheidet der Gemeinderat endgültig über die Zukunft der Einrichtung. Zentrale Frage: Kann man sich die Wiederbelebung leisten?

Von

Sabine Mayer-Reichard

Dem Wellenbad-Aufsichtsrat wurden Anfang der Woche die neuesten Berechnungen vorgelegt. Dabei ging es um die Kosten für einen Rückbau zu einem reinen Bedarfsbad für Schüler und Vereine, die bisher regelmäßig zu hoch ausfielen. Ob die Belastungen für die Gemeinde nun unter der Schmerzgrenze von 350 000 Euro pro Jahr liegen – darüber bewahrten die Mitglieder Stillschweigen. Vorsitzender und CDU-Gemeinderat Manfred Raab verriet nur so viel: Der Gemeinderat hat die freie Entscheidung, eine Empfehlung hat der Wellenbad-Aufsichtsrat wohl nicht ausgesprochen.

Intermezzo mit Steinhart

Es wird also spannend, welche Wahl die Gemeinderäte treffen. Im Sommer 2006 hatten sie sich (bei drei Gegenstimmen) dazu durchgerungen, das Bad zu schließen. Die Belastungen von 500 000 Euro pro Jahr konnte Schömberg nicht mehr stemmen – bei sinkenden Besucherzahlen und steigenden Energiekosten. Da half es auch nichts, dass die Bürgerinitiative eine Demo und eine Unterschriftensammlung für den Erhalt des Bades organisiert hatte. Der damalige Bürgermeister Gerhard Vogel betonte, die Zukunft des Bades entscheide sich nicht auf Unterschriftenlisten, sondern an der Kasse. Und die klingelte eben nicht mehr.

Seit dem Beschluss und der Schließung am Jahresende 2006 gab es immer wieder Versuche, das Wellenbad doch nicht ganz untergehen zu lassen. Schließlich hatte der Gemeinderat sich dafür ausgesprochen, spätestens im Januar 2009 wieder eine Schwimm-Möglichkeit für Schüler und Vereine zu bieten. Und so gab es zunächst einen Hoffnungsschimmer, als Bäder-Experte Heinz Steinhart sich für das Bad interessierte.

Er flog im September 2006 per Hubschrauber ein und nahm die Immobilie unter die Lupe. Sein Konzept sah vor, das Bad für zehn Millionen Euro in eine Wellness-Oase zu verwandeln. Der Haken an der Sache: Die finanziellen Belastungen für die Gemeinde wären zu hoch gewesen. Außerdem wollte Steinhart Schüler und Vereine endgültig verbannen. Es gehe auch „ohne Schul- und Sportschwimmen zu Sozialtarifen“, wählte er deutliche Worte. Anfang 2007 kam das Aus für diese Variante.

Nein zu PPP-Modell

Die neue Bürgermeisterin Bettina Mettler wollte sich damit nicht abfinden. Sie machte sich auf die Suche nach neuen Privatinvestoren und legte schließlich das Modell einer öffentlich-privaten Partnerschaft vor. Bei dieser Lösung wäre auch für Schüler und Schwimmvereine gesorgt gewesen, aber dem Gemeinderat war dieser Vorschlag ebenfalls zu teuer. Im Dezember 2007 stimmte er gegen das PPP-Modell. Jetzt lag das Augenmerk wieder darauf, ein reines Bedarfsbad einzurichten. Schnell war klar, dass ein Abriss mit Neubau zu teuer käme. Mittlerweile geht es nur noch um einen Rückbau mit den nötigsten technischen Reparaturen – und auch diese Variante fiel bisher zu teuer aus. Dennoch betonten die Fraktionschefs, die auch im Aufsichtsrat sitzen, man wolle die Flinte noch nicht ins Korn werfen.

Das Interesse am Bad scheint nach wie vor groß zu sein, auch wenn die lauten Proteste mittlerweile verstummt sind. Schwimmvereine und Schüler wären froh über ein Bad vor der Haustür, auch die Hoteliers vermissen das Wellenbad als Attraktion für die Touristen. Die Gemeinderatssitzung wurde vorsorglich in das Kurhaus verlegt.

Die Entscheidung über das Wellenbad fällt in der Gemeinderatssitzung am Dienstag, 8. April. Beginn ist um 19 Uhr im Säulensaal des Kurhauses.